Sexologin, Sexualberaterin, Sexualtherapeutin, Sexcoach – wonach muss ich denn nun suchen?

Hast du dich jemals gefragt, was der Unterschied zwischen einer Sexologin, einer Sexualtherapeutin, einem Sexcoach und einer Sexualberaterin ist? Oder ob diese Bezeichnungen überhaupt geschützt sind? Willkommen im Dschungel der Bezeichnungen von Fachpersonen im Bereich der Sexualität.

Augen auf bei der Fachpersonen-Wahl

Erstmal: Kein Wunder, tummeln sich so viele verschiedene Berufsbezeichnungen in den Untiefen des Internets und der sozialen Medien. Denn weder die Bezeichnung Sexolog:in, Sexualtherapeut:in Sexcoach oder Sexualberater:in ist in der Schweiz geschützt. Das bedeutet, dass grundsätzlich jeder Mensch, unabhängig davon, welche Ausbildung dieser absolviert hat, sich so bezeichnen darf. 

Deshalb ist es so wichtig, sich die Ausbildungen der jeweiligen Personen anzuschauen. Auch wenn ich definitiv keine Person bin, die den Wert einer Person an irgendwelchen Titel festmacht (im Gegenteil): Ich bin froh, den akademischen Titel «Master of Arts Sexologie, MA» zu tragen. Denn er zeigt den Menschen, die ich begleite, dass ich eine fundierte und seriöse Ausbildung genossen habe. Denn sexologische Aus- und Weiterbildungsgänge schiessen wie Pilze aus dem Boden – und es sind definitiv nicht alle gleichwertig, auch wenn sich die Absolvent:innen schlussendlich alle Sexualtherapeut:innen oder Sexualberater:innen nennen.

Was bedeutet denn ein Master of Arts in Sexologie?

Eine fundierte Ausbildung ist in der Begleitung von Menschen so zentral – auch in der sexologischen Praxis. Eine seriöse Ausbildung dauert definitiv länger als ein paar Tage. Zudem gehört nicht nur das Erlernen des nötigen Fach- sowie Beratungswissens dazu, sondern auch eine bestimmte Anzahl Stunden an Selbsterfahrung. In der Selbsterfahrung geht die angehende Sexolog:in selbst in eine Sexualberatung und arbeitet so an den eigenen Themen. Nur wer selbst an den eigenen Themen arbeitet, kann meiner Meinung nach den Raum für andere Personen halten.

Um den Master of Arts in Sexologie zu erhalten, habe ich 112 Unterrichtstage, 47 Stunden Sexualberatung (einzeln und in Gruppe), 35 Stunden Körperarbeit und Anatomie des Beckenbodens sowie 18 Stunden Fallsupervision in Gruppen bei vorgegebenen Fachleuten absolviert.

Mehr zu meiner Ausbildung kannst du hier lesen. 

Und was ist denn nun der Unterschied zwischen einer Sexologin, einer Sexualtherapeutin, einem Sexcoach und einer Sexualberaterin?

Gute Frage! Und weisst du was: Ich kann dir diese Frage auch nicht beantworten. Du könntest 100 Personen diese Frage stellen und du würdest garantiert 100 unterschiedliche Antworten darauf erhalten. 

Deshalb kann ich dir hier nur sagen, wieso ich mich Sexologin oder Sexualberaterin und nicht Sextherapeutin oder Sexcoach nenne.

Wieso ich mich nicht Sexualtherapeutin nenne

Für mich war ganz schnell klar, dass ich mich nicht Sexualtherapeutin nennen möchte. Der Grund ist relativ simpel: Unter Therapie wird eine Methode zur Heilung einer Krankheit verstanden. Und weder sexuelle Lustlosigkeit, noch Vaginismus, Erektionsschwierigkeiten oder sonstige sexuellen Themen sind eine Krankheit, sondern ein erlerntes Verhalten (das genau so durch Lernschritte verändert werden kann). Somit sind die Menschen, die zu mir kommen, nicht krank und brauchen somit auch keine Heilung.

Und wenn ich in der Sexualberatung vermute, dass ein Krankheitsbild vorliegen könnte (wie z.B. die Hauterkrankung Lichen Sclerosus), dann leite ich die Person an medizinische Fachpersonen weiter. 

Somit habe ich die schöne Aufgabe, dir neue Lernschritte statt Diagnosen aufzuzeigen.

Nenne mich Sexologin oder Sexualberaterin

Am liebsten habe ich die Bezeichnung Sexologin: Weil meine Ausbildung mich dazu berechtigt und meine Arbeit so viel mehr beinhaltet, als zu beraten. Auch wenn ich meine 1:1- und 1:2-Angebote Sexualberatung nenne, sind sie viel mehr als eine Beratung. Ich sehe mich als Fragestellende, als Impulsgeberin, als Raumhalterin, als Cheerleaderin, als Neugierweckende, als Inspirationsquelle. Und wenn du dir jetzt denkst: Ah, dann ist Sexcoach doch der richtige Begriff. Nein, diese Bezeichnung fühle ich auch nicht. Auch hier: Meine Arbeit ist so viel mehr, als dich im Sex zu coachen.

Und wieso nenne ich mich nicht ausschliesslich Sexologin sondern auch Sexualberaterin? Auch dieser Grund ist simpel: Weil sich nur wenige unter dem Begriff Sexologin etwas vorstellen können. Auch wenn auch die Bezeichnung Sexualberaterin bei vielen Fragen aufwirft, können sich die Menschen dennoch mehr darunter vorstellen. Fragst du dich nun, was man sich denn unter einer Sexualberatung vorstellen kann? Dann könnte dieser Blogartikel für dich interessant sein.

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«Lea, wie läuft eine Sexualberatung bei dir so ab?»

Gute Frage! Schonmal vorweg: Eine Sexualberatung sieht von Anliegen zu Anliegen, von Mensch zu Mensch sowie von Mal zu Mal wieder anders aus. Und dennoch soll dieser Blogartikel ein klareres Bild davon zeichnen, wie es auch bei dir ablaufen könnte.